(Archangelica)
Gattung der Familie Doldenträger, mit 5 zähnigem Kelchrande, elliptischen, ganzen, zugespitzten Blumenblättern, deren Spitzen einwärts gekrümmt sind. Die vom Rücken schwach zusammengedrückte Frucht ist wegen der am Rande klaffenden Halbfrüchte auf beiden Seiten zweiflügelig. Die Halbfrüchte sind loskörnig und 5 riefig, von welchen die 3 Rückenriefen dicklicht gekielt sind, während die beiden Seitenriefen sich in einen doppelt breiteren Flügel ausdehnen. Der frei im Fruchtgehäuse liegende Same ist überall mit zahlreichen Striemen belegt.
Gebräuchliche Engelwurz
(A. officinalis)
Echte Engelwurz, Garten-Angelik, Wasser-Engelwurz, Erzengelwurz, Heiligegeistwurzel, Luftwurzel, Brustwurzel, Zahnwurzel, Theriakwurzel, hat im ersten Jahre eine spindelförmige, astige, im zweiten Jahre abgebissene Wurzel, welche dann einen 3 – 6 cm dicken, geringelten, mit langen, starken Zasern besetzten Wurzelstock bildet, der einen 120 – 150 cm hohen, unten 3 – 6 cm dicken, braun-roten Stengel treibt, von dessen weniger zusammengesetzten Blättern die oberen doppelt, die obersten einfach 3 zählig sind und auf ihren großen Scheiden sitzen. Die 30 – 40 strahligen Dolden haben flaumige Strahlen, grünliche Blumen und die 0,9 – 1,2 mm langen Früchte sind strohgelb und deren Halbfrucht oval und an beiden Enden ausgerandet. Blüht im Juli und August und findet sich an feuchten, sumpfigen Stellen, an Bächen, in den höheren Gebirgsgegenden des mittleren, und in den Niederungen des nördlichen Europas.
Die Wurzel dieser Pflanze ist als Engelwurzel, Angelikwurzel gebräuchlich. Dieselbe ist bei einjährigen Pflanzen spindelförmig, 15 – 30 cm lang, astig und bezasert, bei zweijährigen, von welchen sie eigentlich im Frühjahr gesammelt werden soll, besteht sie aus einem 3 – 6 cm dicken und langen, runzeligen und geringelten, mit zahlreichen, langen und federspuldicken, im Handel meist zopfartig zusammengeflochtenen Zasern besetzten Wurzelstock. Sie ist in beiden Fällen im getrockneten Zustand außen dunkel grau-braun, meist der Länge nach gespalten, innen schmutzig-weiß, mit rötlich-gelben Harzpunkten, und einem etwas dunkleren Kerne durchzogen, von weicher, schwammig-fleischiger Konsistenz, hat sie einen starken, nicht unangenehm gewürzhaften Geruch, und einen zuerst süßlichen, dann aber beißend gewürzhaften und bitteren Geschmack und enthält namentlich ätherisches Öl, Weichharz u. Bitterstoff.
Anwendung.
Die Wurzel wird als ein kräftig und anhaltend wirkendem, belebendes, flüchtig-erregendes Mittel für die Verdauungsorgane, die Haut, die Schleimhäute, und zumal als die Nerven anregend geschätzt, und bei mit Kräftezerfall verbundenen beiden, besonders aber in solchen Fällen angewendet, wo außer der Belebung des gesamten Nervensystems eine Erhöhung der Tätigkeit in den zuerst genannten Organen bezweckt werden soll. Grob gepulvert wird die Wurzel auch zu Kräuterkissen benützt. Die Lappländer bereiten aus ihr ein geistiges Getränk. Man gibt selten das Pulver zu ¼ – 1 g, häufiger den Aufguss zu 8 – 16 g, das wässerige, weingeistige Extrakt zu 4 g des Tages. Der aus der Wurzel hergestellte Essig dient zu Waschungen und Umschlägen, sowie zu Räucherungen bei ansteckenden Krankheiten.
In der Tierheilkunde wird die Engelwurz hauptsächlich bei Nervenfieber und Typhus, bei höherem Grade der Grippe, bei typhösen, besonders ursprünglich katarrhalischen und rheumatischen Brustentzündungen, bei der Staupe der Hunde, wenn sie einen nervösen Charakter annimmt, mit gutem Erfolg angewendet. Die Gabe ist wie bei dem Alant zu wählen. Von der Form und Verbindung mit anderen Mitteln gilt dasselbe wie beim Kalmus und Baldrian. Äußerlich ist die Engelwurz wie die übrigen aromatischen Mittel zu benutzen, wird aber höchst selten zum äußeren Gebrauch angewendet. Das Kraut besitzt ähnliche, aber schwächere Heilkräfte, wie die Wurzel, und kann im Notfall, wie diese, besonders äußerlich, zu Umschlägen gebraucht werden.






