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Ampfer

(Rumex)

Gattung der Familie Gelenkscheidler. Es sind krautige Pflanzen mit trockenhäutigen Tuten an dem Stengel und gebüschelten, meist Scheinwirtel darstellenden Blüten, welche zu Trauben, und diese wieder zu Rispen geordnet sind. Der sumpfblättrige Ampfer, (R. ptusifolius) wilder Ampfer, Grindwurz, Mengelwurz, hateine gestreckte, spindelige, ästige, vielköpfige, außen dunkelbraune, innen mehr oder weniger fleischige Wurzel, die bald weißlich, bald gelb, bald rotgelb bis rot ist, eine gesättigtere gelbe oder rote Rinde zeigt, je nach dem Alter der Pflanze, so dass die jüngeren Äste der Wurzel gewöhnlich anders gefärbt sind als die älteren. Der nahezu 1 Meter hohe Stengel ist gefurcht, oberwärts kantig, mehr oder weniger ästig, kahl oder von kurzen, dicklichen Härchen oder Knötchen etwas rau gemacht, und hat am Rande nur kleinwellige, ausgebissen eingekerbte Blätter, dabei aber ganz blattlose Blütentrauben. Derselbe blüht von Mitte Juni bis August und findet sich auf Wiesen und schattigen Grasplätzen im größeren Teile Europa’s und im nördlichen Asien.

Wiesen-Ampfer, Sauer-Ampfer

(R. pratensis)

Hat stäche Blätter, von welchen die unteren herzförmig, länglich und spitz, die obersten lanzettlich sind, mit blattlosen, gedrungenen Blütentrauben. Blüht von Juni bis August, und wächst auf fruchtbaren Grasplätzen. Krauser Ampfer oder Grindwurzel (R. Crispus auch R. pratensis) hat wollig-krause, spitze Blätter, von welchen die unteren länglich-lanzettlich sind, nebst blattlosen gedrungenenBlütentrauben. Blüht voll Juni bis August und wächst auf Wiesen und sonstigen Grasplätzen.

Hain-Ampfer

(R. sanguineus)

Mit oberwärts ästigem Stengel, geraden, aufrecht abstehenden Ästen, flachen Blättern, von welchen die untersten länglich, herzförmig, stumpf oder spitz, und die mittleren länglich oder herzförmig, lanzettlich, zugespitzt sind, hat blattlose oder nur an den untersten Scheinquirlen beblätterte Blütentrauben, deren Scheinquirle entfernt stehen. Blüht von Mitte Juni bis August und wächst in feuchten, schattigen Hainen Europa’s.

Geknäuelter Ampfer

(R. conglomeratus)

Hat vom Grunde an ästige Stengel, deren Äste weit abstehend und vorn aufsteigend sind, ziemlich flache Blätter, von welchen die äußersten herzförmig oder eirundlänglich, stumpf oder spitz, die mittleren länglich oder herzförmig-lanzettlich zugespitzt sind, und beblätterte Blütentrauben, von deren entfernt stehenden Scheinquirlen nur die obersten blattlos sind. Blut im Juli und August und wächst an Ufern, Gräben, sumpfigen Wiesen und überhaupt an offenen Plätzen.

Diese Ampferarten und hauptsächlich die zuerst genannten liefern die in den Apotheken erhältliche Grindwurzel. Diese Wurzel, wie sie im Handel vorkommt, besteht meistens aus gespaltenen, kleinfingers-bis fingersdicken, auch dünnern oder dickern, 2-6cm langen, zuweilen ästigen Stücken, die häufig querrunzlich, doch nicht selten auch längsrunzlich, außen dunkler oder heller braun, inwendig mehr oder weniger in’s bräunliche, gelbliche oder rötliche spielend, sind. Dieselben zeigen ferner auf dem Querschnitt ziemlich deutlich eine Rinden- und Holzschichte um die mehr schwammige Markröhre und besitzen einen kaum merklichen Geruch, sowie einen herbbitteren, Hintennach etwas scharfen Geschmack. Sie enthalten Gerbstoff und einen bitteren, mit dem Rhabarberbitter sehr verwandten oder vielleicht übereinstimmenden Stoff: das Lapathin

Anwendung.

Die Grindwurzel wirkt stärkend, zusammenziehend und auflösend auf den Darmkanal, befördert die Absonderungen, zumal der Haut und wirkt in großen Gaben reinigend. Man verordnet sie daher bei Verdauungsschwäche, Unterleibsstockungen, daraus entspringender Gelbsucht, Wassersucht, chronischen Hautausschlägen, wie Flechten, Krätze, weshalb man sie Grindwurzel nennt. Man nimmt entweder 30, 60 oder 90g frisch ausgepressten Saftes mit Fleischbrühe oder anderen Kräutersäften, wie Löwenzahn, Schöllkraut täglich, oder die Abkochung 30-60g auf 180-360g Durchseihung mit bitteren Extrakten: Ulmenrinde, Seifenkrautwurzel u. s. w. Täglich. Beliebt ist ferner Richard’s Abkochung, die man durch Einkochen von 40g Grindwurzel, je 15g Alant und Wachholderbeeren mit 2160g Wasser aus 1200g Durchsud einkocht, und gegen Schluss des Einkochens eine Handvoll Erdrauch hinzuschüttet. Man trinkt diese Abkochung becherweise, namentlich bei hartnäckiger Leibesverstopfung und gebraucht sie auch als Fiebermittel.

In der Tierheilkunde wird die Grindwurzel als ein wirksames, stärkendes Mittel bei Schwache und Untätigkeit der Verdauungseingeweide, bei anhaltenden: Katarrh, veralteter Drüse und Husten, bei Diarrhöe und dergleichen Krankheiten benützt. Gegen Flechten, Räude und Wurm wurde sie seit alten Zeiten, innerlich wie äußerlich gebraucht. Innerlich gibt man die getrocknete Wurzel für Pferde und Rinder zu 30-60g, für Schafe und Schweine zu 12-24g, für Hunde 2-6g täglich 2-3mal. Von der frischen Wurzel gibt man, die 3-4 fache Menge auf einmal. Man kann die frische Wurzel zerquetscht, in Latwergen, Pillen, Abkochungen und mit Wachholderbeeren, Kalmus, Schwefel- oder Spießglanzpräparaten verbinden, ebenso äußerlich bei Flechten und Räude, sowohl als Waschmittel, wie auch in Salben anwenden. Als Waschmittel benützt man Abkochungen, die entweder einfach mit Wasser, Bier, Essig oder Aschenlauge, 30g Wurzel auf 360g Flüssigkeit bereitet sind, oder denen noch andere Mittel hinzugesetzt wurden. Das bekannte Kersting’sche Waschmittel erhält man, wenn je vier Hände voll zerschnittene Grindwurzel, zerschnittenes Schöllkraut und geschnittene Wurzel, 120g Alaun in 2,5 Liter Essig 2,5 Stunden hindurch gekocht und dann die Flüssigkeit durchgeseiht wird. Damit wascht man die räudigen Stellen 5-6 Tage hindurch jeden Tag einmal. Die Salben werden gleichfalls, entweder einfach aus der pulverisierten Wurzel mit Schweinefett zu gleichen Teilen, oder mehr kompliziert mit Zusatz von Schwefel, von schwarzer oder weißer Nießwurz, von Lorbeeren und dergleichen hergestellt.

Garten-Ampfer, englischer Spinat

(R. patientia)

Mit meist wolligen Blättern, oberseits rinnigen Blattstielen und blattlosen gedrungenen Blütentrauben, ist durchaus größer als die bisher genannten Arten, findet sich im südlichen und mittleren Europa und blüht vom Juni bis August.

Alpen-Ampfer

(R. alpinus)

Hat rundlich herzförmige Wurzelblätter, die abgerundet stumpf oder an der stumpfen Spitze kurz zugespitzt sind, oberseits rinnige Blattstiele, und blattlose, sehr gedrungene Blütentrauben. Findet sich auf den Alpen und blüht von Juni bis August.

Anwendung.

Die Wurzeln dieser beiden Arten, die einen mit der Rhabarbersäure nahe verwandten oder vielleicht übereinstimmenden Stosse das Rumicin, enthalten, werden in manchen Apotheken als Münchsrhabarber gebraucht, die Eigenschaften der russischen Rhabarber, die ihnen zugeschrieben werden, und an deren Stelle sie öfters verwendet werden, besitzen beide, wenn auch in etwas geringerem Grade. Außerdem werden die Blätter und Früchte des Gartenampfers zum Einwickeln und Bestreuen des levantischen Opiums benützt.

Sauer-Ampfer

(R. Acetosa)

Hat einen aufrechten, 1m hohen, einfachen, wie die Blätter, kahlen oder flaumigen Stengel, eine endständige, schmale, rispenbildende Blütentraub und findet sich auf Wiesen und lichten Waldstellen in ganz Europa. Blüht im Mai und Juni und gewöhnlich nach der Heuernte zum zweiten Male.

Kleiner Ampfer

(R. acetosella)

Ist kleiner und schlanker als alle bis jetzt genannten Arten, hat einen aufsteigenden, 40cm bis 1m hohen, meist ästigen, zuweilen am Grunde niederliegenden und wurzelnden Stengel und lockere, abstehende Blütentrauben. Findet sich auf tristen, sandigen Äckern u. s. w. durch ganz Europa und blüht von Mai bis Juli.

Anwendung.

Stengel und Blätter dieser beiden Arten besitzen einen ziemlich starken, herbsauren Geschmack, sind reich an saurem, kleesaurem Kali und können zur Herstellung des Sauerkleesalzes verwendet werden. Außerdem finden die Blätter der ersten Art als kühlendes Heilmittel bei Mundfäule, ebenso in der Küche jeder Haushaltung Anwendung.

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